Vor zwei Wochen rief ich zur Blogparade: Was ist Heimat? (inzwischen 55 Beiträge – wow!) und habe sie mittlerweile bis zum 8. September verlängert. Und nun habe ich endlich auch meinen Beitrag zur Blogparade schreiben können. 🙂
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Heimat ist, wo ich meine Wurzeln habe.
Ich komme aus der Prignitz. So kitschig es klingt: Dort reichen die Felder bis zum Horizont, Kastanien säumen idyllische Alleen und dichte Kiefernwälder prägen die Landschaft. Die Bäume sind alle nach Osten geneigt (weil der Wind meistens aus Westen weht). Es gibt noch viele alte Feld- und Waldwege aus Betonplatten, die beim Darüberfahren ein monotones Dadup-Dadup machen. Und auch wenn sich in der Region vieles verändert hat, ist doch vieles noch so vertraut, als wäre die Zeit stehen geblieben.
Vor ziemlich genau 13 Jahren bin ich zuhause ausgezogen – und erst einmal ganz weit weg, nach Kalifornien. Auch dort fühlte ich mich zuhause, wie an vielen anderen Orten, manchmal selbst dann, wenn ich zum ersten Mal oder nur kurz dort war. Doch zuhause ist für mich nicht das Gleiche wie Heimat. Denn Heimat ist nicht nur ein Ort, an dem ich mich zuhause fühle, sondern auch ein Gefühl und die Erinnerungen, die damit verbunden sind. Ich glaube nämlich, die fremden Orte, die sich vertraut anfühlen, tun dies, weil sie mich an meine Heimat erinnern.
Erinnerungen an Erdbeeren im Sommer und Nebel im Herbst
Nichts erinnert mich sich so sehr an meine Kindheit wie der Geruch von frisch gemähtem Gras und der Erdbeerkuchen von meiner Omi, den wir im Garten aßen, am Ufer der Havel, im Schatten der großen Weiden, deren Blätter im Sommerwind rauschten. Ein nebliger Novembertag, der nach feuchtem Laub und Ruß in der Luft riecht (von den Kohleheizungen und Holzöfen) versetzt mich direkt zurück in meine Teenagerzeit. Und selten habe ich etwas Schöneres gesehen als den Sonnenaufgang an einem Herbstmorgen, wenn die Nebelschwaden über den Havelwiesen aufsteigen.
Es gibt viele dieser Erinnerungen, die mich zurückbringen in meine Kindheit und meine Jugend und mir damit dieses wohlige Gefühl von Heimat geben. Dabei war das nicht immer so.
Fernsucht und Heimweh
Nach dem Abi wollte ich raus in die große weite Welt, wie so viele von uns. Und auch fürs Studium und meine ersten Jobs konnte ich hingehen, wo ich wollte. Doch schon während meines Studiums wurde mir klar: Egal, wo ich hingehe, meine Wurzeln habe ich in der Prignitz. Auch, wenn ich woanders bin, wird die Prignitz immer ein Teil von mir sein.
Heimweh war mir dabei lange ein Fremdwort. Bis ich nach Darmstadt zog – eine Stadt, in der ich ganz wundervolle Menschen kennengelernt habe und dennoch nie ganz zuhause war. Und wo ich dann zum ersten Mal in meinem Leben Heimweh hatte.
Ich wollte dann gerne nach Berlin (ganz nah an meine Heimat), doch gelandet bin ich als nächstes in der Schweiz. Dort hatte ich keine Zeit für Heimweh und war viel unterwegs: BarCamps, Besuche von Freunden und Familie, Fernbeziehung – anderthalb Jahre lang waren der Flughafen in Zürich und der Zug nach Köln mein zweites zuhause.
Ein neues Kapitel
Seit einigen Monaten lebe ich nun in Köln. Und fühle mich hier sehr zuhause. Das hat ganz sicher damit zu tun, dass ich nicht allein in eine fremde Stadt gekommen bin, sondern nach Hause, zu meiner neuen, meiner ganz eigenen Familie. Denn Heimat ist letztendlich auch dort, wo man gemeinsam ein Zuhause schafft.
Ohne Stefan gäbe es übrigens weder mein neues Zuhause noch diese Blogparade. Dafür und für alles andere möchte ich ihm an dieser Stelle von Herzen danken. 🙂